Rund 25 Gäste locke die Veranstaltung zum Thema „Stärkung des ÖPNV – das Anruflinientaxi in der Probstei“ an. Gemeinsamer Veranstalter waren die SPD -Ortsvereine Probstei Ost, Wisch, Fargau-Pratjau, Schlesen und Stoltenberg, für die Bertold Schmidtke (Höhndorf) und Karl-Otto Knust (Stoltenberg) als Vorsitzende die Gäste begrüßten. Schmidtke lobte das Engagement der SPD-Fraktion im Kreistag, die diese wichtige Initiative gestartet hatte.
Als fachkundige Referenten waren eingeladen: Lutz Schlünsen, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Kreises Plön und Stoltenberger Bürgermeister, Mario Brummund, Verkehrsplaner der VKP sowie Peter Manzke, Bürgermeister aus Schwartbuck.
Lutz Schlünsen unterstrich zu Beginn deutlich das starke Engagement aller politischen Ebenen in den Bereichen der Mobilität und des ÖPNV. Dabei machte er deutlich, dass der ÖPNV in keiner Stadt der Welt kostendeckend ist und es daher wichtig sei, möglichst viele öffentliche Mittel auch in unsere Region zu bekommen. Würden wir diese nicht nutzen, würden sie nicht eingespart, sondern zu Gunsten anderer Regionen verteilt. Dabei ist das Miteinander der verschiedenen Angebote, der aufeinander abgestimmten Konzepte, Fahrpläne und Anschlüsse entscheidend. Durch den geplanten zusätzlichen Wohnungsbau auf der Achse Schönkirchen – Schönberg, mit über 1000 Wohneinheiten, werden die Anforderungen an den ÖPNV steigen. Dabei hob er noch einmal die Bedeutung der Reaktivierung von „Hein Schönberg“ hervor, der die Fahrgäste künftig bequem und schnell nach Kiel bringen wird. Hier stehen ausreichend Bundesmittel zur Verfügung, die bei Nichtnutzung nicht eingespart, sondern anderen Regionen zu Gute kommen werden. Er mahnte die Landesregierung an, Wort zu halten und den Bau endlich umzusetzen. „Anruflinientaxis wären hier eine gute Ergänzung zur Steigerung der Fahrgastzahlen“, so Lutz Schlünsen, „sie können intelligent in das Bus-Bahnkonzept integriert werden. Mit über 2 Mio. gibt der Kreis jährlich mehr an ÖPNV-Mitteln aus, die in stärkere Busverkehre, verbesserte Taktfrequenzen und eben für das Anruflinientaxi verwendet werden können.
Schlünsen zählte die zurzeit in Umsetzung befindliche Stärkung der Buslinien Laboe -Schönberg, Schönberg – Lütjenburg und Schönberg – Preetz als wichtige Maßnahmen der Region.
Mario Brummund, Verkehrsplaner der VKP, berichtete über die Einführung und die Erfahrung des Anruflinientaxis im Amt Lütjenburg-Land. Über 20.000 zusätzliche Fahrten pro Jahr könnten ergänzend zum bestehenden Busnetz stattfinden. Diese werden aktuell von knapp 500 Nutzern monatlich genutzt, Tendenz steigend. Das sind im bundesweiten Vergleich Spitzenwerte. Ob Jugendliche nachmittags Freunde oder Sportvereine besuchen, Senioren zum Einkaufen fahren, Sommergäste Essen gehen wollen – die Vielfalt ist groß. Und die Nutzung ist ganz einfach. Der Fahrplan, der im Vorwege mit den Bürgermeistern und Gemeinden intensiv beraten wurde, ist in landesweite digitale Systeme integriert. So kann sich der Bürger sowohl im Internet wie auch im Fahrplanheft der VKP über Verbindungen orientieren und jeder kann zu den landesweit gültigen Bus- und Bahntarifen seine Fahrkarte kaufen und nutzen. Dabei hat die VKP auch neue Bushaltestellen eingerichtet, die angefahren werden „Die Kegelreise von Kirchnüchel nach Sylt, kann genauso gebucht werden wie die Schülerkarte auf dem Heimweg von Lütjenburg nach Behrensdorf, nach dem Besuch der offenen Ganztagsschule, genutzt werden kann“, so Brummund, „die Nutzung der BahnCard ist möglich und die Fahrkarten können im Linientaxi gekauft werden“.
Die Anruflinienfahrten, die im regulären Fahrplan aufgeführt werden, führen örtliche Taxiunternehmen durch, die einen Vertrag mit der VKP haben. 1 Stunde vor Fahrtantritt muss die Fahrt telefonisch angemeldet werden, dann geht man einfach zur Haltestelle. „Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Modell beliebter ist, als wenn das Taxi direkt zum Haus des Nutzers kommt, da die Menschen sich in ein bestehendes ÖPNV-System eingebunden fühlen und nicht das Gefühl haben, dass das Taxi nur für sie fährt“, so Brummund. Buchungen über Smartphone-Apps oder Online-Buchungen spielen zu Zeit eine untergeordnete Rolle. Derzeit werden in Regionen, die dies anbieten, gut 98% per Telefon durchgeführt.
„Die Nutzerzahlen zeigen, dass wir richtig entschieden haben, Anruflinientaxis einzuführen, anstatt die häufig geforderten Rufbussysteme einzuführen“, ergänzte Schlünsen. „Ein solches Modell wurde in Ostholstein aus Kostengründen und wegen geringer Nutzungszahlen zugunsten eines Anruflinientaxi-Modell umgestellt.“
Der Taxiunternehmer erhält vom Kreis eine Bereitstellungsgebühr, eine Vermittlungsgebühr für die Anrufbearbeitung sowie Gelder je gefahrenem Kilometer.
Peter Manzke, Bürgermeister aus Schwartbuck, lobte das System. Es gäbe sehr viele positive Rückmeldungen. Die Linien werden sehr pünktlich und zuverlässig bedient und die Bürger kommen auch an Wochenenden und am Abend mit dem ÖPNV aus dem Ort oder zurück. Er meldete schon einmal den Wunsch an, auch in die Region Probstei eingebunden zu werden. „Bei uns nutzen das die Familien steht stark und wir stehen bei den Nutzungszahlen hinter Giekau auch ganz oben“, so Manzke. Wichtig ist die Werbung für das System, die stetig wiederholt werden sollte. Auch sollte man Fahrplananpassungen in Betracht ziehen, wenn diese sinnvoll wären. Er regte zudem eine Weiterentwicklung für Anruflinienfahrten im Amt Lütjenburg an.
„Der Kreis hat 100.000 € pro Jahr für das Pilotprojekt in der Probstei zur Verfügung gestellt“, so Lutz Schlünsen. Neben Lütjenburg wird im Herbst der Bereich Plön-Land und zu Beginn 2020 soll möglichst auch schon die Probstei bedient werden“. „Da die Einführung mit Qualität erfolgen soll, geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, so Mario Brummund. Nach den Sommerferien will man die Planung beginnen und es erfolgt die Einbindung der Gemeinden im Amt Probstei. Auch hinsichtlich der Einbindung der Gemeinden Schlesen und Fargau-Pratjau war Brummund offen. Schlünsen bot an, schon mal auf die Bürgermeister zuzugehen.
Die sehr interessierten Bürgerinnen und Bürger stellten Fragen an die Referenten.
Moderator und Kreistagsabgeordneter Klaus Jans aus Wisch fasste zusammen und brachte es auf den Punkt: „Anruflinientaxis sind ein attraktives Element, dass die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger in unserer ländlichen Region erhöht, den Umstieg auf den ÖPNV deutlich erleichtert und sich hervorragend mit anderen ÖPNV-Verkehren vernetzen lässt. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir mit der VKP im Kreis ein eigenes Unternehmen haben, das hier gezielt eingesetzt werden kann“. „Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger mögen die Projektidee mit in ihre Gemeinden nehmen und dort dafür werben. So könne aus dem Projekt eine dauerhafte Einrichtung werden“, so Jans.
Die Stimmung der Besucher für das Projekt war sehr positiv. Karl-Otto Knust schloss die Veranstaltung mit Dank an die Teilnehmer und Gäste.