Vor kurzem habe ich die Flüchtlingshilfe Preetz besucht. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer dort haben seit 2015 die Aufnahme und Integration von Geflüchteten in Pretz mit großem Engagement getragen und vorangebracht. Die hauptamtliche Koordinationsfunktion und die Beratung von Geflüchteten werden von der Arbeiterwohlfahrt sichergestellt, die dafür von der Stadt Zuschüsse erhält. Anwesend waren bei meinem Besuch Frau Lefermann-Petersen und Frau Zacharias von der AWO und Herr Rohmer und Frau Manneck aus dem Ehrenamt.
Zuerst berichtete die Flüchtlingshilfe über den gegenwärtigen Stand ihrer Arbeit, beispielsweise der Sprachpatenschaften und der Nachhilfe. Während der Corona-Krise wurden die Online-Möglichkeiten, so gut es ging, genutzt. Sobald sich die Pandemielage entspannt, wird wieder mehr persönlicher Austausch möglich sein.
Anschließend fielen – für mich teilweise überraschend – deutliche Worte über Integration in die Gesellschaft. „Die Sicherheit von Frauen im öffentlichen Raum hat sich durch Zuwanderung verschlechtert“, sagt Frau Lefelmann-Petersen, die langjährige Berufserfahrung als Trainerin und Coach für den interkulturellen Dialog hat. „Eine deutliche Ansprache und das Setzen klarer Regeln sind versäumt worden.“
„Unsere Gesellschaft“, so Frau Lefelmann-Petersen,“ kann mehr Zuwanderung verkraften, wenn Probleme offen angesprochen und legitime Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft an die Regelakzeptanz der Zugewanderten formuliert werden können. Wenn berechtigte Kritik an erlebbarer Integrationsverweigerung im Sinne der Gleichberechtigung der Geschlechter mit Rassismusvorwürfen erstickt wird, bringt das unsere Gesellschaft nicht voran, sondern fördert Groll und Ablehnung.“
Bestimmte Themen müssten angesprochen werden, betonte Frau Zacharias, wie die Behandlung von Frauen innerhalb einiger Zuwanderergruppen. „Polygamie bei Männern aus einem bestimmten Land, und beide Familien erhalten Leistungen vom Jobcenter – das geht nicht“, so die Flüchtlingsbetreuerin. „Wir brauchen die Unterstützung der Politik, um diese Frauen zu schützen. Wir sind nicht für alles offen und dieses Signal muss auch aus der SPD kommen.“
Auch in verschiedenen beruflichen Kontexten wie Krankenversorgung und Pflege hätten Frauen deutlich mit einem Mangel an Respekt und Augenhöhe zu kämpfen, da viele Männer aus ihren Heimatländern nur die selbstverständliche Unterordnung der Frau unter den Mann kennen würden, was sich auch zum Beispiel darin äußere, dass die eigene Frau keinen Sprachkurs besuchen dürfe. Ein weiteres Problem sei das unausgeglichene Geschlechterverhältnis, dass dadurch entstanden ist, dass lange Zeit überwiegend männliche Zuwanderer nach Deutschland gekommen sind.
Ich finde es gut, dass Probleme offen angesprochen werden. Es gibt eine humanitäre Verpflichtung, Menschen aufzunehmen, die vor Krieg und Gewalt fliehen. Damit das für beide Seiten funktioniert, müssen klare Regeln gesetzt und auch durchgesetzt werden. Hier ist ja auch schon vieles passiert und im Unterschied zu früheren Jahrzehnten gibt es eine aktive Integrationspolitik des Staates. Die Integration der großen Mehrheit der Geflüchteten ist eine Erfolgsgeschichte und dies ist nicht zuletzt dem großartigen Engagement von Einrichtungen wie der Flüchtlingshilfe Preetz zu verdanken. Aber auch dort, wo Integration nicht oder noch nicht gelungen ist, muss der Staat genau hinschauen und seine Politik gegebenfalls ändern. Das ist im ersten Moment anstrengend und vielleicht auch schmerzhaft, es ist aber langfristig der einzig richtige und auch notwendige Weg. Vor der Entschlussfassung brauchen wir mehr Klarheit über die aktuelle Situation. Hierzu werde ich weitere Gespräche führen und dann Vorschläge machen.